Als Herr Böttcher Ende Juli aus dem Urlaub kam, war er sehr erstaunt über den intensiven Flugverkehr zu einem Kinderspielhäuschen in seinem Garten. Dort hat sich ein Hornissenvolk angesiedelt. Die Hornissen hatten Glück, denn sie hatten sich den Garten eines Naturfreundes ausgesucht, so dass sie ihr Brutgeschäft ungestört fortsetzen konnten. Nur wie geht man mit so einem Volk um und was muss man beachten? Hierzu holte sich Herr Böttcher rat beim Hornissenspezialisten des NABU Harry Abraham. Zu Hornissen kann man heutzutage sehr schnell und einfach Informationen aus dem Internet abfragen, doch ein persönliches Gespräch ist anders. Man bekommt direkt eine Antwort auf Fragen die einen bewegen oder beängstigen.
Die zehn häufigsten Fragen
1. Sind Hornissen aggressiv?
Hornissen sind relativ friedliche Tiere. Außerhalb ihres Nestbereiches sind sie eher scheu und zeigen kaum Verteidigungsbereitschaft - sie fliehen bei Bedrohung. Wenn sie nicht aus Versehen eingeklemmt werden, ist kaum ein Stich zu befürchten.
Außerdem werden Hornissen nicht lästig, da sie sich nicht für Kuchen oder süße Getränke interessieren - im Gegensatz zur Deutschen Wespe oder der Gewöhnlichen Wespe.
Innerhalb des Nestbereiches (3-4 Meter) sollte man allerdings einige Verhaltensregeln beachten, damit keine Verteidigungsreaktion der Hornissen ausgelöst wird:
- Keine größeren Erschütterungen
- Kein längeres Verstellen der direkten Flugbahn
- Keine Manipulationen am Flugloch oder am Nest überhaupt
- Kein Anatmen der Tiere
- Hektische Bewegungen vermeiden
Wenn man diese Regeln einhält, ist selbst ein Aufenthalt im direkten Nestumfeld möglich, in dem man interessante Beobachtungen machen kann.
2. Ist ein Hornissenstich gefährlich?
Ein Hornissenstich ist nicht gefährlicher als der Stich einer Biene, Wespe oder Hummel.
Ratten können bis zu 60 Stiche überleben. Selbst Mäuse überleben 6 Stiche. Normal empfindliche Menschen können einige hundert Stiche überleben. Allergiker sollten natürlich vorsichtig sein, da für sie andere Mengen gelten. Das trifft aber für Bienen oder Hummelstiche genauso zu.
3. Wie lange existiert ein Hornissenvolk?
Es existiert ungefähr 6 Monate von Mai bis Anfang November. Ab ca. Mitte Mai beginnt eine junge Königin, die aus der Winterruhe erwacht ist, mit dem Aufbau eines Volkes. Ab Mitte/Ende Juni helfen Ihr die ersten Arbeiterinnen bei allen anfallenden Aufgaben. Ab Mitte August werden die ersten Geschlechtstiere herangezogen. Im Spätsommer verlassen diese das Nest, um sich zu paaren und nicht zurückzukehren. Spätestens Anfang November ist das gesamte Volk abgestorben, oftmals schon deutlich früher.
4. Wird ein Nest im nächsten Jahr wieder bezogen?
Nein. Ein verlassenes Nest wird im nächsten Jahr nicht wieder bezogen. Da es aber von anderen Insekten (zum Beispiel den nützlichen Florfliegen - Blattlausvernichter) zum Überwintern genutzt wird, sollte es erst im nächsten Frühjahr entfernt werden.
5. Warum verfliegen sich Hornissen bei Dunkelheit manchmal in ein geöffnetes Fenster?
Da Hornissen auch nachtaktiv sind, kann es vorkommen, dass sie sich in der Dunkelheit bei eingeschalteter Beleuchtung in ein geöffnetes Fenster verfliegen. Wie ein Nachtfalter werden sie vom Licht in ihrer Navigation gestört und von der Lichtquelle "angezogen". In diesem Fall einfach das Fenster weit öffnen und das Licht löschen, dann finden die Tiere in der Regel allein hinaus. Kommt das häufiger vor, kann ein einfaches Fliegengitter, das auch vor Mücken schützt, wirksame Abhilfe schaffen.
6. Was tun, bei einem Hornissennest im Garten (am Haus)?
In 80% der Fälle muss man gar nichts tun. Die Hornissen werden nicht besonders lästig, da sie kein Interesse an Süßigkeiten oder Kuchen haben. Allenfalls interessieren sie sich im Spätsommer etwas für Fallobst.
Falls das Nest an einer sehr ungünstigen Stelle sitzt, kann man z.B. den engeren Bereich des Nestes mit Flatterband absperren, um Passanten fernzuhalten. Auch Flugumleitungen, Sichtblenden und andere Absicherung sind möglich. Dazu sollte jedoch ein Experte zu Rate gezogen werden.
In ganz schwierigen Fällen kann auch eine Umsiedlungerfolgen, die aber von der Unteren Naturschutzbehörde ihrer Gemeinde genehmigt werden muss und nur von einem Fachmann durchgeführt werden sollte.
7. Wie finde ich einen Fachmann? Wer hilft mir weiter?
Erster Ansprechpartner kann immer die Untere Naturschutzbehörde ihrer Gemeinde sein (z.B. Umweltamt). Natürlich können Sie auch die Umweltverbände in ihrer Region ansprechen (z.B. NABU, BUND) oder einen Imker fragen. z.B NABU Willich Tel.02154 1888
8. Warum stehen Hornissen unter Naturschutz?
Hornissen sind in einigen Regionen Mitteleuropas vom Aussterben bedroht. Bei uns in Deutschland gab es Anfang der achtziger Jahre einen Tiefststand. Seit 1987 sind Hornissen als besonders zu schützende Art im Bundesnaturschutzgesetz aufgeführt. Hornissenvölker dürfen nicht getötet werden. In Ausnahmefällen dürfen Völker umgesiedelt werden aber nur durch einen Fachmann nach Genehmigung durch die Obere Naturschutzbehörde oder untere Landschaftsbehörde der jeweiligen Region.
Der gesetzliche Schutz und die Aufklärungsarbeit der meist ehrenamtlichen Hornissenschützer hat bei uns in der Region Viersen zu einer langsamen Stabilisierung des Bestandes beigetragen. Allerdings kann noch keine Entwarnung gegeben werden.
9. Wovon ernähren sich Hornissen?
Hornissen ernähren ihre Brut von fast allen überwindbaren Insekten. Dabei kann ein gut entwickeltes Hornissenvolk pro Tag bis zu einem Pfund erbeuten:
- Fliegen, Wespen, Bienen, Heuschrecken, Käfer, Raupen, Spinnen, Libellen etc.
- Erwachsene Tiere (Imagines) ernähren sich von Baum- und Pflanzensäften, die sie an Baumwunden aufnehmen oder sich durch "ringeln" (nagen) an jungen Ästen beschaffen. Außerdem gehen sie im Spätsommer auch gelegentlich an Fallobst.
10. Wo kann ich mich weiter über Hornissen informieren? Was kann ich für den Hornissenschutz tun?
- Informieren Sie sich ausgiebig über Hornissen und helfen Sie mit, in ihrem Bekanntenkreis Vorurteile über die vermeintliche Gefährlichkeit der Hornissen abzubauen
- Setzen sie sich für die Erhaltung naturnaher Lebensräume wie Mischwälder, Auwälder, naturnahe Bach- und Flußläufe sowie alter Baumbestände ein
- Vielleicht kennen Sie einen guten Standort für einen Hornissenkasten (natürliche Nistmöglichkeiten sind häufig knapp)
- Schließen sie sich einer Hornissenschutzgruppe an
Literatur:
Schützt die Hornissen
Robert Rippberger
ISBN 3-522-30450-0
Weitbrecht Verlag
Naturschutzbund NABU Willich
Tel. 02154 1888
Die Jungköniginnen werden von den Arbeiterinnen mit Proteinen (Beuteinsekten) und Kohlehydraten versorgt. Die Kohlehydrate dienen dem Aufbau von „Winterspeck“. Aber die Jungköniginnen versorgen sich nicht selbst außerhalb des Nestes. Das Risiko wäre zu hoch. Zu viel Energie würde verschwendet. Außerdem ist es für Königinnen in der Regel jetzt noch ein wenig früh. Durch die Wärme dieses Jahr und die günstige Entwicklung der Völker kann man einfach überdurchschnittlich viele große Arbeiterinnen beobachten.